
Mit „Die Akademie der schwarzen Feldschere“ liefert uns der Autor Greg Walters die mit Spannung erwartete Vorgeschichte zu seiner erfolgreichen Feldscher Chroniken-Reihe. Das Buch ist ein Musterbeispiel für das Genre „Historische Fantasy“, da es die grausamen Realitäten des Jahres 1619, in dem der Dreißigjährige Krieg tobt, mit der verborgenen Welt der Dämonenjäger verknüpft. Im Zentrum steht Lukas, dessen erzwungene Flucht ihn zur titelgebenden, geheimen Akademie in Prag führt.
Die Hörbuchfassung, vertont durch den erfahrenen Robert Frank, macht die düstere Atmosphäre greifbar. Über eine Spieldauer von 10 Stunden und 52 Minuten begleitet Frank den Protagonisten auf seinem Weg vom verkauften Landsknecht zum Novizen.
Schwarze Feldschere – Worum geht es?
Ausgangslage und Flucht
Im Mittelpunkt der Handlung steht der junge Lukas, dessen Schicksal besiegelt scheint, als sein Vater ihn an eine Gruppe plündernder Landsknechte verkauft. Gemeinsam mit seinem störrischen, aber treuen Maultier Jolande muss er mit in das raue Heerlager ziehen. Inmitten des militärischen Chaos wird Lukas Zeuge eines grausamen Ereignisses: Eines Nachts attackiert eine grüngeschuppte Kreatur das Lager und massakriert mehrere Soldaten. Ein sterbender Junge, den die Landsknechte gefangen hielten, bittet Lukas eindringlich, einen geheimen Brief nach Prag zu bringen. Lukas, der das Leben bei den Söldnern um jeden Preis vermeiden will, ergreift die Gelegenheit zur Desertion und riskiert sein Leben, um die letzte Bitte des Jungen zu erfüllen.
Die Akademie in Prag
Die Goldene Stadt Prag erweist sich jedoch nicht als Zufluchtsort, sondern als Tor zu einer gefährlichen, verborgenen Welt. Lukas‘ Mission führt ihn zur Akademie der schwarzen Feldschere, einer geheimen Institution, deren Hauptzweck die Erforschung und Bekämpfung von Dämonen ist, die in dieser Welt real und eine ständige Plage sind. Lukas wird als Novize in die Akademie aufgenommen, wo er schnell feststellt, dass er einer Flucht entkommen ist, die nur zu neuen, tödlicheren Herausforderungen führt.
Ausbildung und Herausforderungen
An der Akademie beginnt für Lukas ein hartes Training, um Dämonen erkennen und bekämpfen zu können. Er lernt an der Seite seines neuen Freundes Martin, dass die Akademie nicht nur ein Ort des Wissens, sondern auch der Intrigen und des Verrats sein kann. Die Novizen stellen sich tödlichen Prüfungen, während die äußeren Gefahren des Krieges und der Dämonen nur noch bedrohlicher werden. Lukas muss nicht nur um sein eigenes Überleben kämpfen, sondern auch die Geheimnisse seiner Vergangenheit und die dunklen Absichten innerhalb der Akademie selbst entschlüsseln. Der Roman etabliert so eine packende Mischung aus historischem Setting, persönlicher Entwicklung und tief verwurzelter Dark Fantasy.
Fazit
„Die Akademie der schwarzen Feldschere“ ist ein uneingeschränkt fesselndes und in seinem Genre einsame Spitze. Greg Walters hat mit dieser Vorgeschichte zur Feldscher Chroniken-Reihe nicht nur ein düsteres historisches Panorama des Dreißigjährigen Krieges gezeichnet, sondern es mit einer hochspannenden Dämonen-Fantasy veredelt. Besonders hervorzuheben ist Walters‘ Talent, die Schwere der Epoche durch eine Prise trockenen Witzes und gut platzierte humorvolle Dialoge zu brechen. Gerade dieser Kontrast – die Härte der Vergangenheit trifft auf unerwartete Komik – macht das Buch zu einem hervorragenden Lese- oder Hörerlebnis.
Die Hörbuchumsetzung ist dabei herausragend. Sprecher Robert Frank ist mehr als nur ein Vorleser; er haucht jeder Figur, von den zynischen Landsknechten bis zum tapferen Lukas, Leben ein. Franks fantastische Leistung trägt maßgeblich dazu bei, dass man sich von der ersten bis zur letzten Minute der knapp 11 Stunden gefesselt fühlt. Das Buch beweist, dass tiefgründige historische Fantasy mit schwarzem Humor funktioniert und ist ein absolutes Muss für alle Fans des Genres. Es ist ein rundum gelungenes Werk, das man nur wärmstens empfehlen kann.